Dienstag, 31. Januar 2012

Wellnesshotel – ein Urlaubsbericht

Der stressige Alltag bringt es mit sich, dass man ab und an mal Urlaub braucht. Meine Wenigkeit hat zu diesem Zweck Weihnachten einen Wellnessurlaub gebucht. Das Wellness Hotel wunderschön im Harz gelegen war ein Paradebeispiel dafür, was heutzutage alles mit dem Zusatz Wellness bestückt wird. Ich will keine Namen nennen aber der Urlaub war ein Erlebnis, über das es sich zu berichten lohnt.

Zunächst einmal war das Hotel ein nicht renovierter DDR-Plattenbau (ehemaliges FDGB-Heim). Nichts was man also optisch mit dem Thema Wellness verbindet und rein optisch ganz sicher keine Erholung. Halt ein grauer Klotz in einer wunderschönen Berglandschaft. Die Gäste hatten mehrheitlich ihre besten Jahre hinter sich. Ich habe ungelogen niemanden im Alter zwischen 18 und 35 gesehen. Die Mehrheit der Gäste fiel in die Kategorie 70+. Beim abendlichen Dinner standen somit meist Krücken an die Tischkante gelehnt. Apropos Abendbrot. Am ersten Abend wurde mir ein Tisch für 6 Personen zugewiesen, der gelinde gesagt klein war. Nach verdutzter Rückfrage, warum ich denn hier sitzen müsse bei Personen die ich nicht kenne, während daneben ungefähr 10 Tische völlig frei waren, bekam ich für den restlichen Aufenthalt einen einsamen Tisch in der hintersten Ecke, der nicht mit fremden Personen geteilt werden musste. Quasi eine Art Strafbank.

Teil des Wellness-Plattenbaus war eine Saunaanlage mit zwei Schwimmbecken. Zudem gab es im Zentrum der Anlage einen Bereich mit „Wellnessliegen“. In diesem Bereich wurden konsequent die Fenster aufgehalten, so dass man bei kühlen 19°C sein Buch mit zitternden Händen nur schwerlich entziffern konnte. Die Wellnessliegen selbst waren ebenfalls beeindruckend. Sie hatten die Angewohnheit nach hinten umzukippen, wenn man es wagte die Füße ein wenig zu hoch zu lagern. Auf diese Weise unvorteilhaft auf dem Rücken gelandet, war es sehr schwer sich wieder in eine Lage zu bringen bei der die Füße nicht über dem Kopf standen. Eine Variante des Fitnesstraining, die durchaus Potential hat.

Apropos Fitnesstraining, ich kam auf die dumme Idee Tischtennis spielen zu wollen. Die Sporthalle in die ich hierzu verwiesen wurde, war ein unbeheiztes Blechungetüm, in dem man nur sehr schwer eine Art Betriebstemperatur erreichen konnte. Interessant war auch das Beleuchtungskonzept der Halle. Man musste bei der Rezeption einen Chip holen, mit dem man 2h Licht im Tischtennisbereich der Halle bekam, nachdem man den Chip in einen Kasten geworfen hatte. Haken an der Sache war, wenn die zwei Stunden um waren, ging das Licht aus und man stand im Stock Dunklen. Es galt dann sich in die Nähe des Halleneingangs vorzutasten, wo ein Bewegungssensor aktiviert wurde, der die Notbeleuchtung einschaltete. Diese Notbeleuchtung verdiente ihren Namen. Tischtennisbälle wiederfinden war gänzlich unmöglich. Von der schiefen Tischtennisplatte und den Unebenheiten im Boden möchte ich gar nicht reden.

Um noch einmal auf die Saunalandschaft zurückzukommen, nicht nur die Wellnessliegen und die Temperatur waren dort unvorteilhaft, auf dem Klo begegnete einem auch ein Eimer in den es stetig tropfte. Offenbar war das Dach der Anlage nicht mehr vollständig intakt. Nicht das einzige Dach dieser Sorte. In meiner letzten Nacht wurde ich von einem steten Tropfgeräusch geweckt. Nach der Feststellung, dass es von der Decke tropfte und ich bei diesem Geräusch nicht weiter schlafen würde können, stiefelte ich um 4 Uhr Nachts zur Rezeption um mir ein anderes Zimmer für den Rest der Nacht geben zu lassen. Das wiederum war Gott sei Dank kein Problem.

Eines muss ich noch loswerden. Die Bar des Hotels schloss dem Klientel im Hotel entsprechend (ja Renter stehen mehrheitlich früh auf und gehen früh ins Bett) um zirka 0 Uhr. Lange Nächte waren daher ausgeschlossen. Vielleicht war ich deshalb trotz allem doch ein wenig erholter nach dem „Wellness-Urlaub“.

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